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Glyptothek

Saal des Diomedes

Sammlung antiker Skulpturen
Von Archaisch bis Klassisch

Meisterwerke griechischer und römischer Skulptur

Ich habe viel Herzblut in die Aufnahmen gesteckt und freue mich, wenn für den archäologisch Interessierten und/oder Liebhaber antiker Kunst, diese „Artikel“ Anklang finden.

Der Saal des Diomedes repräsentiert die Werke der griechischen Klassik. Da aber die meisten griechischen Originale aus Bronze waren und daher fast alle wegen ihres wertvollen Materials zerstört wurden, zeigt der Saal vor allem römische Kopien der griechischen Originale. Selbst die einzige Bronze des Saales – der Kopf eines Jünglings mit Siegerbinde – stammt aus römischer Zeit. Benannt ist der Saal nach einer Statue des Diomedes, einer der Helden vor Troja.

Bald nach 500 vor Christus vollzieht sich in der griechischen Kunst ein einschneidender Wandel. Die archaische Stilformel hat nicht überlebt und wird durch eine neue ersetzt, die wiederum für fast zwei Jahrhunderte Bestand haben wird. Die Zeit vom Beginn der Perserkriege bis zum Tod Alexanders des Großen im Jahr 323 v. Chr. bezeichnen wir heute als „klassisch“. Der Begriff ist römisch und beinhaltet eine Wertung: Man sah die Klassik als vorbildhaft und verbindlich an und gab ihr den Vorrang vor allen anderen Epochen der griechischen Kunst.

Der Anspruch klassischer Kunst besteht darin, ideal geformte Körper zu zeigen, die stark bewegt sind und gleichzeitig harmonisch in sich ruhen. Der Wechsel von der archaischen zur klassischen Zeit lässt sich formal und stilistisch am besten an Statuen wie dem Münchner König (295) fassen: Die auffälligste Veränderung stellt das neue, klassische Standmotiv dar.

Während sich bei der archaischen Statue das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine verteilte, wird der jetzt stärker bewegte Rumpf in erster Linie vom aufragen-den „Standbein“ getragen. Das angewinkelte „Spielbein“ hingegen ist zur Seite oder leicht nach hinten gesetzt und stabilisiert nun lediglich das labile Gleichgewicht der Figur. Zum Ausgleich macht der Oberkörper eine Gegenbewegung. Diese neue Stilformel bezeichnen die Archäologen als „Kontrapost“.

Bei Frauenfiguren lässt sich grundsätzlich eine ähnliche, weitgehend parallel verlaufende Entwicklung wie beim nackten männlichen Körper beobachten. Doch sind weibliche Statuen bis ins späte 4. Jahrhundert vor Christus hinein stets in ein Gewand gehüllt. So kann man die Veränderungen beim Stand- und Bewegungsmotiv, beim Körperbau sowie bei der Oberflächenmodellierung nur indirekt am Faltenwurf der Geänderten ablesen. Die reichen Gestaltungsmöglichkeiten, die sich auf diesem Feld ergaben, nutzten die griechischen Bildhauer allerdings in ebenso ausgreifender wie virtuoser Form.

Gegen Ende des 5. Jahrhunderts vor Christus gewinnt die formvollendete Darstellung von Bewegungsmotiven und Körperrhythmen den Vorrang vor dem Bemühen, organische Zusammenhänge möglichst präzise und realitätsnah zu erfassen (247 und 484).

Die in der frühen Klassik noch sachlich motivierte innere Bewegung des Körpers ist jetzt in eine rhythmische S-Kurve umgesetzt. Die starke Schrägstellung des Beckens und die deutliche Gegenschräge in den Schultern finden in dem ruhigen Bewegungsmotiv keine reale Begründung: Der klassische Stil hat sich im Laufe der Zeit bereits so verselbständigt, dass er zur künstlerischen Formel, zur Darstellungskonvention geworden ist. Nur durch manieristische Übertreibung kann nun der Effekt noch gesteigert werden. Naturbeobachtung tritt demgegenüber zurück und ist zur Begründung der Form nicht mehr vonnöten.

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