Glyptothek
Saal Des Faun
Sammlung antiker Skulpturen
Kunst und Kultur erleben
Meisterwerke griechischer und römischer Skulptur
Während meines Rundgangs widmen sich die Kapitel den herausragenden Sammlungsstücken, angefangen bei der archaischen griechischen Kunst, über die Klassik, den Hellenismus und die Wiederaufnahme der griechischen Kunsttradition unter den Römern. Zeitlich spannt sich der Bogen über 1200 Jahre, vom 6. vorchristlichen bis zum 6. nachchristlichen Jahrhundert.
Ich habe viel Herzblut in die Aufnahmen gesteckt und freue mich, wenn für den archäologisch Interessierten und/oder Liebhaber antiker Kunst, dieser „Artikel“ Anklang findet.
Griechische Statuen und Reliefs haben stets einen religiösen Bezug. Meist dienten sie als Votive, die man den Göttern weihte und in Heiligtümern aufstellte. Besonders augenfällig wird das bei den sogenannten Weihreliefs, die üblicherweise auf einer hohen Basis aufgestellt waren. Darauf stand vermutlich eine ausführliche Inschrift, die die genaueren Umstände der Weihung erläuterte.
Das Bildfeld wird in der Regel von einem architektonischen Rahmen eingefasst. Es zeigt den Gott oder Heros, den man an diesem Ort verehrte. Oft sind auch Opfernde dargestellt, die den Göttern ihre Reverenz erweisen. Die antike Götterwelt ist vielgestaltig: Außer Zeus, seinen Geschwistern und Kindern, die den Olymp bewohnen, gibt es eine Vielzahl von Naturgottheiten und dämonischen Wesen. Oft tragen sie halb menschliche, halb tierische Züge. In ihnen verzweigt sich der göttliche Gedanke bis in die feinsten Verästelungen der menschlichen Lebenswelt hinein.
Die bedeutendste griechische Naturgottheit ist zweifellos der bockbeinige Pan. Seine Heiligtümer befinden sich gerne in Höhlen und Grotten – durchaus passend für den urtümlichen und wilden Hirtengott(456). Pan ist ein menschenfreundlicher, zugleich aber auch Schrecken verbreitender Gott, wenn er zur Mittagsstunde, die bei den Griechen als Geisterstunde gilt, durch sein plötzliches Erscheinen die Herden in „Pan-ik“ versetzt.
Ganz ähnliche Züge wie der Hirtengott besitzen in der Vorstellung der Griechen die Satyrn und Silene, wilde Gesellen aus dem Gefolge des Wein- und Rauschgottes Dionysos, bei denen es sich um Mischwesen aus Mensch und Pferd oder Esel handelt. Auch sie stehen stellvertretend für die ungezügelte und ungebändigte Kraft der Natur. Die griechische Kunst der Klassik und des Hellenismus (5.-1.Jh.v.Chr.) zeigt sie mal als hässliche alte Schrate (221), mal in fast makelloser jugendlicher Schönheit wie beim berühmten „Barberinischen Faun“ (218).
Barberinischer Faun
Im Zentrum des Saales befindet sich der namens gebende schlafende Satyr, der so genannte „Barberinische Faun“ – Er wurde im 17. Jahrhundert unter Papst Urban VIII. in Rom vor der Engelsburg entdeckt. Trotz seines Fundortes handelt es sich bei der Statue um ein griechisches Original aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts vor Christus. Der Papst aus der Familie Barberini verleibte den Satyrn in den Familienbesitz ein und erklärte ihn für unverkäuflich.
Nach mehreren Besitzwechseln und Streitigkeiten gelang es 1813 schließlich König Ludwig I. die Statue zur erwerben. Sie ist seitdem wohl das berühmteste Stück der Münchner Glyptothek. Die über zwei Meter hohe Statue aus Marmor stellt einen trunken schlafenden Satyrn, auf einem Felsen liegend, da. Um den Saytrn gruppieren sich einige griechische Reliefs und Plastiken. Darunter befindet sich auch die berühmte Medusa Rondanini, die ebenfalls aus Rom stammt.
Zu den gruseligsten Gestalten des griechischen Mythos gehört die Gorgo Medusa. Ihr Anblick lässt jeden Menschen zu Stein erstarren. Im Mythos wird ihr vom Helden Perseus das Haupt abgeschlagen. Die Göttin Athena trägt es fortan auf ihrem Brustpanzer, der Ägis.
Dort hat es eine Übel abwehrende Funktion. Der Kopf der Medusa, das Gorgoneion, wird in der Kunst zunächst als schreckliche Fratze dargestellt. In der Klassik des 5. Jahrhunderts entsteht dann ein „schöner“ Typus, der ihm fast alles Einschüchternde nimmt.
Am eindrucksvollsten ist das an der Medusa Rondanini (252) zu sehen. Johann Wolfgang von Goethe sah in ihr „das ängstliche Starren des Todes unsäglich trefflich ausgedrückt“ und bewunderte an ihr „den Zwiespalt zwischen Tod und Leben, zwischen Schmerz und Wollust“.