Die urzeitliche
Wasserwelt erkunden
Als die Dinosaurier die Erde beherrschten
Aufstieg und Niedergang der Meeresreptilien
Ach was war ich froh, als es endlich wieder losging im Lokschuppen Rosenheim. Auf diese Ausstellung hab ich mich wie ein Schnitzel gefreut. Die Giganten der Meere, Dinosaurier, meine Kindheit ward erweckt.
Und nun packte ich meine Kamera ein und fuhr nach Rosenheim. Wie bei mir üblich, knipste ich die ganze Ausstellung ab und hab fleißig die Texttafeln übernommen, um meinem Beitrag Gewicht zu verleihen. Begleitet mich auf meinem Rundgang durch Trias, der Jura- und Kreidezeit, in die Welt der faszinierenden Meeresreptilien.
Als die Dinosaurier vor mehr als 230 Millionen Jahren den gesamten Globus an Land beherrschten, bevölkerten zur gleichen Zeit Saurier und viele andere Reptilien-Gruppen die Ozeane. Ein Klimawandel am Ende des Perm vor 252 Millionen Jahren hat fatale Folgen: Etwa 75 Prozent aller Landlebewesen sterben aus, im Meer sind es über 90 Prozent. Erst nach mehreren Millionen Jahren hat sich die Erde wieder erholt. Aus den Überlebenden entwickeln sich vielfältige Reptilienarten, die schrittweise in verschiedene Lebensräume vordringen, einige auch ins Meer. Aus ehemaligen Landtieren entwickeln sich erste Meeressaurier wie Pflasterzahnechsen, Fischsaurier, Nothosaurier und Plesiosaurier.
Was gibt es zu sehen
Mitte Oktober 2019 hatten wir einen ruhigen Tag erwischt, die Ausstellung war nicht so voll, wie sonst üblich. Ideale Voraussetzung, um die über 200 originale Fossilien, Skelette und Modelle zu fotografieren.
Die Originale stammen aus dem Senckenberg Naturmuseum Frankfurt, Jura-Museum Eichstätt, Paläontologische Sammlungen der Eberhard-Karls Universität Tübingen und der Bay. Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, München. Die Giganten der Meere sind noch bis Dezember 2020 im Lokschuppen Rosenheim zu sehen. 20 Medienstationen laden zum Mitmachen ein und erklären spielerisch Spannendes und Wissenswertes über das Leben der urzeitlichen Meeresgiganten und die Erdgeschichte.
Eine Reise durch die Zeit
Die Trias ist in der Erdgeschichte die älteste Periode des Mesozoikums (Erdmittelalter). Die Triaszeit begann vor etwa 250 Millionen Jahren und endete vor 205 Millionen Jahren, umfaßte also ca. 45 Millionen Jahre. Der Trias geht das Perm voraus, ihr nach folgt der Jura.
Was Ist Los Im Trias-Meer?
In der Trias bilden sich aus den Überlebenden der Katastrophe am Ende des Perm langsam neue Lebensgemeinschaften und -formen.
Schließlich tummeln sich im Meer nach einer umfangreichen Erholungsphase wieder unzählige Fische, aber auch die Vorläufer der Ammoniten, die sogenannten Ceratiten. Den Meeresboden teilen sich Krebstiere, Schnecken, Seelilien, Muscheln, Brachiopoden und Korallen.
Aus einem Küstenmeer vor unserer Zeit
Aus den Überlebenden der permischen Katastrophe ist nach langer Erholungsphase in den Trias-Meeren wieder eine große Vielfalt an Organismen entstanden. Darunter auch die ersten Reptilien, die sich allmählich zu Meeressauriern entwickeln und die See als üppige Nahrungsquelle nutzen.
Am Meeresboden weiden Pflasterzahnechsen die Muschelbänke ab, während Nothosaurier nach schwimmender Beute Ausschau halten. Die flinken Mixosaurier können ihnen aber als effektive Schwimmer leicht entkommen.
Seelilien, Schnecken, Muscheln und Brachiopoden
In der Trias entwickeln viele Tiergruppen die Fähigkeit, hartschalige Nahrung zu knacken. Festsitzende oder langsame Bewohner des Meeresgrunds wie Seelilien, Schnecken, Muscheln und Brachiopoden sind ihnen nahezu schutzlos ausgeliefert. Es überlebt nur, wer Strategien entwickelt, sich dem Fraß zu widersetzen oder zu entziehen. Brachiopoden sind dabei weniger erfolgreich als Muscheln: Diese haben je nach Art dickere Schalen, sind fester verankert, graben sich ein oder sind beweglicher.
Fischsaurier
Reptilien mit Flossen
Erste Fischsaurier treten bereits zu Beginn der Trias vor fast 250 Millionen Jahren auf. Diese besitzen noch einen echsenhaft langgestreckten Körper, haben aber anstelle von Beinen schon Flossen, die für eine Fortbewegung an Land ungeeignet sind. Wer ihre an Land lebenden Vorfahren sind, ist unbekannt. Schon im Verlauf der Trias entwickeln sich auch große Arten, darunter der Hiesige, bis zu 20 heter lange Shonisaurus.
Ein Meer von urtümlichen Fischen
95 Prozent unserer heutigen Fische sind Echte Knochenfische wie Forellen, Kabeljau, Rotbarsch usw. In den Trias-Meeren stehen sie aber erst ganz am Beginn ihrer Entwicklung. Noch herrschen andere primitivere Fischtypen. Neben Schmelzschuppern sind heute artenarme Gruppen wie Quastenflosser und Lungenfische auch recht häufig. Die Haie sind nach einer artenreichen Phase in der Trias zunächst seltener, bevor sie im Jura wieder häufiger werden.
Die Knochenfische der Trias
Die Knochenfische sind noch recht primitiv. Sie tragen rhombenförmige Schuppen, deren äußere Schicht aus Ganoin besteht, einer sehr harten Substanz ähnlich unserem Zahnschmelz. Entwicklungstechnisch betrachtet, sind die Zähne der Fische und insofern auch unsere Zähne einst aus umgewandelten Schmelzschuppen entstanden.
Heute haben weniger als 20 Arten aus der Gruppe der Flösselhechte und Knochenhechte solche rhombischen Schmelzschuppen. 95 Prozent unserer heutigen Fische sind Echte Knochenfische wie Forellen, Kabeljau, Rotbarsch usw. In den Trias-Meeren stehen sie aber erst ganz am Beginn ihrer Entwicklung. Noch herrschen dort andere, primitivere Fischtypen vor.
Seelilien sind keine Pflanzen, sondern Tiere. Sie sind Verwandte der Seesterne und Seeigel. Wie diese haben sie ein Außenskelett aus Kalkplatten und leben ausschließlich im Meer. Seelilien gibt es mindestens seit 480 Millionen Jahren. Bis Ende des Erdaltertums vor 252 Millionen Jahren sind sie vielfältig mit rund 5.000 Arten vertreten.Seit der Trias existieren nur noch wenige Arten.
Die heutigen 25 Gattungen leben fast ausschließlich in der Tiefsee. Seelilien ernähren sich von Plankton. Mit unzähligen kleine fingerförmigen Anhängen an ihren Armen fangen und transportieren sie es in den Mund.
ENCRINUS, die „TULPE“ mit dem Kalkskelett – Der Kelch mit den Armen, in dessen Zentrum sich der Mund befindet, erinnert an eine ungeöffnete Tulpenblüte.
Das Auf und Ab der Fischsaurier
Gegen Ende der Trias hat die Fischsaurier-Vielfalt ihren Höhepunkt erreicht. Vermutlich sind es klimatische Veränderungen, die diese Vielfalt zu Beginn des Jura deutlich reduzieren. Jetzt sind es die kompakten, in der Körperform an Delphine erinnernden Arten, die das Rennen machen. Von diesen schaffen es wiederum nur wenige Arten bis in die Kreide. Schließlich sterben die Fischsaurier zu Beginn der Oberkreide restlos aus – lange vor dem Asteroideneinschlag, der den Dinosauriern den Garaus machte.
Pachypleurosaurier
– Abtauchen mit dicken Rippen
Versteinerte Pachypleurosaurier-Knochen finden sich in Europa besonders häufig im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Italien.
Namensgebung für diese kleinen „Dicke-Rippen-Echsen“ sind die breiten, massiven Rippen, die wie bei anderen Nothosauriern den Auftrieb im Wasser verringern und den Rumpf versteifen.
Verdickte Rippen kommen auch bei heutigen Meeressäugetieren, den Seekühen, vor. Hier haben sie dieselbe Wirkung.
Nothosaurier – Elegante Paddler
Nothosaurier sind Meeresreptilien, die in den Küstenzonen der Trias-Meere in recht großer Artenzahl vorkommen. Kennzeichnend für Nothosaurier ist der langgestreckte schlanke Körper, dem man noch ansieht, dass sie von an Land lebenden eidechsenähnlichen Vorfahren abstammen. Mit Fingern, die mit einer Schwimmhaut verbunden sind, bewegen sie sich paddelnd unter Wasser fort. An Land kommen sie nicht mehr so gut voran. Nothosaurier gelten als Vorläufer der Plesiosaurier.
Mosasaurier Tylosaurus proriger
Es gibt vermutlich nichts Fressbares, dass vor den Rachen der unersättlichen Mosasaurier sicher ist. In den versteinerten Gerippen von Tylosaurus-Exemplaren finden sich auch Reste von allerlei anderen Tierarten: von Fischen, Vögeln und selbst von Haien. Tylosaurus zählt zu den größten Mosasauriern. Die Art Mosasaurus hoffmannii konnte sogar Längen von bis zu 17 Meter erreichen.
Keichousaurus – Der flinke Chinese
Keichousaurus ist sozusagen die chinesische Version der europäischen „Dicke-Rippen-Echse“ Pachypleurosaurus. Fossilienfunde von Keichousaurus sind recht häufig, darunter nicht selten sogar komplette Skelette. Diese sind vergleichsweise klein. Zwei Funde von weiblichen Tieren mit Embryo-Skeletten in ihren Körpern bezeugen, dass Keichousaurier keine Eierleger sind, sondern ihre Jungen bis zur Geburt im Körper austragen. Das gilt vermutlich für alle Nothosaurier.