glow_shape_3

Ägypten

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

Kunst-Handwerk

Die Faszination Altägyptens geht nicht nur von den Kolossalstatuen und der Monumentalarchitektur aus, sie liegt auch in der perfekten Beherrschung der kleinen Form in nahezu allen Materialien begründet. Schon in der vorgeschichtlichen Zeit, dem 4. Jahrtausend v, Chr., werden formvollendete Gefäße in verschiedenen Hartgesteinen gefertigt, kleinste Perlen aus Halbedelsteinen gebohrt, hauchdünne Leinenstoffe gewebt oder kunstvolle Schnitzereien aus. Elfenbein geschaffen.

Wenig später beginnt die Herstellung von Fayence und setzt die Metallverarbeitung ein, die zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. einen Höhepunkt im Bereich der Rundplastik haben wird. Ab 1500 v. Chr. erlebt die Produktion von Glas eine erste Blüte. Wie in vielen antiken Kulturen kennt die ägyptische Sprache keine Unterscheidung zwischen „Handwerker“ und „Künster“; Selbstäußerungen von Künstlern sind nur in wenigen Einzelfällen überliefert. Dennoch haben Maler und vor allem Bildhauer eine besondere Stellung eingenommen, werden namentlich genanht und in Begleitung ihrer Auftraggeber dargestellt.

Kunst und
Form

Kunst und
Zeit

Raum
Religion

Raum Nach
den Pharaonen

Raum Jenseits
Glauben

Nubien &
Sudan

kunst
Handwerk

DIE VITRINEN MIT KUNSTHANDWERKEN AUS VERSCHIEDENEN MATERIALEN SIND EIN ECHTER HINGUCKER

GLAS & EDELSTEIN, EDELMETALLE

Die Herstellung von Glas gelang um 1500 v. Chr. in Vorderasien und kam im Zuge der Expansionspolitik der frühen 18. Dynastie nach Ägypten. Rezeptur und Technik wurden wie im europäischen Mittelalter geheim gehalten, es sind weder schriftliche Berichte noch bildliche Darstellungen überliefert.
Als Vorstufe sind Glasuren – für kleine Steinobjekte aus Steatit oder Quarz – seit der Vorgeschichte (4. Jahrtausend v. Chr.) bekannt. Fritten wie Ägyptisch Blau entstehen bei niedrigeren Temperaturen. Sie wurden zu Schmuck, Statuetten und Amuletten verarbeitet oder zu Pulver zermahlen und mit Wasser vermischt als Farbstoff in der Malerei verwendet.

In Ägypten wurden verschiedene Edelsteine zu Schmuck, Amuletten und kleinformatigen rundplastischen Objekten wie Statuetten und Gefäßen verarbeitet. Am häufigsten wurden Amethyst, Bergkristall, Chalcedon, Hämatit, Jaspis, Karneol, Lapislazuli, Malachit und Türkis verwendet.
Amulette erhielten ihre Wirksamkeit nicht nur aus der Form, sondern auch aus dem Material, das wiederum fest mit einer bestimmten Farbe verbunden war. So steht Rot – und damit Jaspis und Karneol – für Chaos und Unheil, kann dieses aber auch bannen; die grüne Farbe, verkörpert durch Malachit und Türkis, steht für Jugend und Frische, Fruchtbarkeit und Wohlergehen.

Die Annahme, der Leib der Götter bestehe aus Gold, folgte aus der Beständigkeit dieses Materials. Um auch dem Menschen, vor allem dem König, Unvergänglichkeit für die Ewigkeit zu garantieren, wurden Särge und andere Grabbeigaben aus Gold gefertigt oder, im nichtköniglichen Bereich, vergoldet.

Da Silber aus Vorderasien und der Ägäis importiert werden musste, war es zunächst im Alten Reich wertvoller als Gold. Wie die Funde in den Königsgräbern von Tanis belegen, gab es in der 3. Zwischenzeit eine Schwemme von Edelmetall, was auf die Plünderung des Tempelschatzes von Jerusalem durch Scheschonk I. (um 995 v. Chr.) zurückzuführen ist.

Ton und Keramik

Keramik ist der älteste künstlich hergestellte Werkstoff des Menschen.
In vielen Kulturen sind Schöpfungsmythen mit dem Vorgang des Töpferns verbunden; in Ägypten ist es der Schöpfergott Chnum, der das königliche Kind auf der Töpferscheibe formt.

Neben der Behandlung der Oberfläche von Gefäßen, um deren Durchlässigkeit herabzusetzen, entwickelte sich bereits in vorgeschichtlicher Zeit (4. Jahrtausend v. Chr.) eine Vielfalt von Dekorationstechniken (Polieren, Ritzen, Stempeln). Seit dieser Zeit wird Keramik als Bildträger verwendet, neben Ornamenten finden sich auch figürliche Darstellungen.

Gefäße und verschiedenste Gegenstände aus Keramik wurden in allen Bereichen des täglichen Lebens eingesetzt, am wichtigsten war die Verwendung zur Lagerung und Transport von Naturalien (Getreide und Wasser) sowie der Herstellung von Nahrungsmitteln (Brot und Bier). Durch Importe (Öl und Wein) kamen ausländische Gefäße nach Ägypten und führten zur ersten Produktpiraterie: Die fremden Formen wurden nachgeahmt, um einheimische Waren teurer verkaufen zu können. Ebenso wurden Gefäße aus wertvollem Material (Metall, Stein) in Ton nachgeahmt. Dennoch wurden auch Keramikobjekte geschätzt, wie Reparaturen von Gefäßen oder Schiffsmodellen zeigen.