Meereswelten im Ozeaneum
Ostsee
Die Eiszeit hinterließ im Südwesten der heutigen Ostsee eine hügelige Landschaft mit flachen Mulden. Mit dem allmählichen Anstieg des Meeresspiegels füllten sich diese Vertiefungen mit Wasser. Nur Erhebungen ragten als Inseln noch heraus. An solchen Inselkernen wachsen bis heute Landzungen und schnüren die Bodden zunehmend vom Meer ab. Es entstehen innere, flache Küstengewässer. Die meisten Bodden sind nur vier bis fünf Meter tief.
Die Bodden besitzen nur schmale Verbindungen zur Ostsee. Flüsse tragen Nährstoffe und Sedimente in die Bodden. Sie trüben das Wasser und verringern dessen Salzgehalt aber viel nährstoffreicher als die offene Ostsee. Wind und Wellen durchmischen diese flachen Gewässer regelmäßig und die Sonne erwärmt das Wasser schnell. Im reichen Fischbestand überwiegen Süßwasserarten. In breiten Röhrichtgürteln und in Wiesen voller Unterwasserpflanzen laichen Fische. Zander, Brassen, Flunder, Schwarzgrundel, Strandkrabben und Ukelei halten sich gerne in den Bodden auf. Typische Fische von Bodden und Haffe sind auch: Stint, Fluss- und Kaulbarsch, Blei, Dorsch, Hecht und Schnäpel, Hering, Quappe. Generelle ganzjährige Fangverbote bestehen für die Fischarten Finte, Flussneunauge, Maifisch, Meerneunauge, Nordseeschnäpel, Atlantischer Stör, Zährte sowie Ziege.
Kattegat
Das Kattegat ist ein 22 000 km2 großes Meeresgebiet zwischen Jütland in Dänemark und der schwedischen Westküste. Es bildet den Übergang zwischen Ostsee und Nordsee. Der Salzgehalt ist um einiges höher als in der eigentlichen Ostsee. Das wirkt sich auch auf Fauna und Flora aus: hier leben viele typische Arten der Nordsee und des Nordatlantiks, wie zum Beispiel Schellfisch, Hummer, Seesterne und Seeigel.
Schärenmeer
Auf diesen kleinen Felseninseln sammeln sich häufig Enten, Gänse und Wattvögel.
Vor der finnischen und schwedischen Küste liegt ein Inselreich aus unzähligen Felskuppen. In der letzten Eiszeit stieß das skandinavisches Inlandeis nach Süden vor. Es schlief die Felden aus Gneis, Granit und Porphyr ab und rundete sie zu buckelartigen Schären. Schürfspuren im Gestein zeugen von jener Zeit.
Sandstrände – Vom Meer aufgebaut
Die Flachküsten der südlichen Ostsee bestehen aus Sand und Kies. Sturm entreißt ihnen Lockermaterial. Das Meer transportiert es längs der Küste und lagert es an anderer Stelle wieder ab. So entstehen die Bauwerke des Meeres – Sandbänke im Flachwasser, Sandhaken und Nehrungen entlang der Küsten.
Wat- oder Schnepfenvögel
Fast alle dieser meist langbeinigen Vögel haben sich an das Küstenleben angepasst. Zur Zugzeit fallen sie oft in dichten Trupps an der Küste ein, wo sie mit ihren Schnäbeln rastlos nach Nahrung stochern.
Sandstrände bieten Wattvögeln auf ihrem Frühjahrs- und Herbstzug reichlich Nahrung. Im Uferbereich und im angespülten Seegras finden sie Insekten, Krebstiere, Kleinfische sowie Schnecken und Muscheln.
Salzwiesen – Kulturlandschaften am Boddenufer
An vielen flachen Boddenküsten bringt das Brackwasser Salz in die Uferbereiche. Dort wachsen salzliebende Landpflanzen. Halten Beweidung oder Mahd anderen Bewuchs kurz, entstehen ausgedehnte Salzwiesen. Sie bieten natürliche Überflutungsräume. Ohne Salzeintrag und ohne menschliche Nutzung ginge ihr einzigartiger Charakter allmählich verloren.
Kreideküste
Auf den Inseln Rügen und MØn bildet Schreibkreide attraktive Kliffe. Sie bestehen aus fossilen Ablagerungen kalkhaltiger Meerestiere. Bänder von Feuersteinen durchziehen die Felsen. Meer und Wind brechen Kreide und Feuersteine aus den Felsen, tiefe Schluchten bleiben zurück. Die im Wasser aufgeschlämmte Kreide trübt die Ostsee weithin ein.
Brandungsküsten
Brandungsküsten gehören zu den extremsten Lebensräumen der Welt. Die Tiere und Pflanzen haben sich auf raffinierte Weise an die enormen Strömungen, tonnenschwere Brecher und einen meterhohen Tidenhub angepasst. Millionen feiner Luftbläschen lassen die See milchig erscheinen und sorgen für intensiven Gasaustausch. Auf das Land sprüht salzige Gischt.
Drei Robbenarten leben in der Ostsee – Kegelrobben, Ringelrobben und Seehund. Anfang des 20. Jahrhunderts erlitten Robben infolge der gnadenlosen Jagd riesige Verluste. Seit 1970 schrumpfen die Bestände weiter, vor allen wegen der industriellen Schadstoffe und des zunehmenden Tourismus.
Auf der Jagd tauchen Robben bis in Tiefen von 70 Metern. An Land verbringen sie nur wenig Zeit: zum Gebären, zur Paarung und zum Haarwechsel. In jüngerer Zeit halten sich Kegelrobben auch im Greifswalder Bodden wieder regelmäßig auf.
Seeadler sind die größten Greifvögel an der Ostsee. Vor 100 Jahren hatten Menschen die Adler fast ausgerottet, frühe Bemühungen der Vogelschutzverbände retteten sie. Um 1950 brüteten in Mecklenburg-Vorpommern wieder 80 Paare. Dann litten die Greife unter dem Umweltgift DDT. Seit dem Verbot des Giftes gewannen die Adler neuen Aufwind. Dazu trägt auch die ehrenamtliche Betreuung der Horste bei.