Ausstellung in Rosenheim

WIKINGER!

Ins rechte Licht gerückt.

Alarm! Die Wikinger sind wieder eingefallen! Diesmal hat es Rosenheim erwischt. Naja, nicht ganz so schlimm, wie zu Zeiten König Harold Godwinson oder König Blauzahn, aber für mich ein Anlass, den “Ort der Verwüstung” – die Sonderausstellung „Die Wikinger im Lokschuppen Rosenheim“ näher anzuschauen und meine Bildungslücken ein bisschen mehr zu schließen.

Irrtümer und Klischees. Die Wikinger Ausstellung des Ausstellungszentrums Lokschuppen Rosenheim führt durch die spannende Welt des nordischen Seevolks. Hier wird denn auch mal aufgeräumt, etwa die verbreitete Meinung, Christoph Kolumbus wäre einer der ersten Siedler in Neufundland (L’Anse aux Meadows). Nein, es waren Grönländer und Isländer skandinavischer Abstammung und auch ein Kind wurde dort geboren: Snorri Thorfinsson. Die Wikinger waren auch die ersten Europäer, die Nordamerika mit ihren Schiffen erreichten. Der erste, der um dass Jahr 1000 das Festland betrat, hieß Leif Ericsson. Das war fast 500 Jahre bevor Kolumbus 1492 in Amerika ankam!

Was wissen wir so im Allgemeinen über die Wikinger? Unsere Vorstellung über das Leben dieser wilden Männer ist heute oft von Bildern bestimmt, auf denen gehörnte Helden bei der Entdeckung Amerikas oder freche, blonde, kleine Jungs wie Wiki oder Schiffe mit vielen Rudern und einem gestreiften Segel zu sehen sind. Ist das, was wir zu wissen glauben schon alles? Und ist es wahr oder falsch?

Was gibt es zu sehen?

Die Ausstellung in Rosenheim zeigt seit 11. März 2016 die Wikinger als Krieger, Plünderer, Kunstliebhaber oder Handeltreibende. Zu sehen sind teilweise erstmals ausgestellte Objekte, z.B. aus dem “Universitets Historika Museum” im schwedischen Lund und Museen aus Norwegen, Deutschland, Dänemark, Österreich sowie private Leihgaben.

Noch bis zum 4. Dezember 2016 sind teilweise erstmals ausgestellte Objekte zu sehen.

Gold- Und Silberschmiedekunst – Schatz Von Hiddensee

Der berühmte goldene Schatz von Hiddensee wiegt insgesamt 600 Gramm. Nur ein Fürst – vielleicht der dänische König Harald Blauzahn? – konnte eine solche Menge Gold zur Verfügung stellen. Der erhaltene Teil des Schatzes besteht aus einem 44 Zentimeter langem Halsring, einer Scheibenfibel, vier kleineren und sechs größeren Hängekreuzen und vier Zwischengliedern.

Er wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der deutschen Ostseeinsel Hiddensee gefunden. Wem gehörte er? Ob es Piraten oder Wikinger waren, die das Gold auf Hiddensee versteckten oder gar Harald Blauzahn Ende des ersten Jahrtausends auf der Flucht vor seinem Sohn? Es bleibt ein Rätsel.

Birka – Die Metropole Der Svear

Auf der Insel Björkö im schwedischen Mälarsee florierte vom 8. bis in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts ein überregionales Zentrum für Handel und Handwerk: Birka.

Hier lebten zeitweise bis zu 1000 Menschen. Die Region um den Mälarsee gehörte zum Einflussbereich der Seear-Könige. Es ist anzunehmen, dass die Gründung Birka auf eine königliche Initiative zurückgeht. Im 9. Jahrhundert überwogen die Handelskontakte mit dem Westen, im 10. Jahrhundert entwickelten sich umfangreiche Handelsbeziehungen mit der Rus`und darüber hinaus. In einem speziellen Gebäude, sog. “Garnison”, waren Soldaten stationiert, die den Osthandel überwachten.

Beutegut oder Relikte der Missionierung?

Objekte beweisen Kontakte der dänischen Wikinger mit den Britischen Inseln. Die irische Fibel kam mit Händlern oder mit einem Plünderungszug nach Uppåkra. Der Löwe, der gegen zwei Schlangen kämpft, gehörte zu liturgischem Gerät und könnte in einem Kloster erbeutet worden sein. Vielleicht gelangte die Tierfigur auch mit den ersten Missionaren nach Uppåkra (Uppåkra war einst die größte und reichste eisenzeitliche Siedlung Skandinaviens).

Ein wertvolles Zeugnis dafür, dass die Wikinger Christen wurden, ist zum Beispiel das früheste bekannte Kruzifix aus einer skandinavischen Kirche um 1100.

Tierfigur aus Uppåkra
Filme, Spiele und Animationen bringen Licht in diese mythen- und sagenumwobene Epoche - in die faszinierende Welt der Wikinger.
Filme, Spiele und Animationen bringen Licht in diese mythen- und sagenumwobene Epoche - in die faszinierende Welt der Wikinger.
Filme, Spiele und Animationen bringen Licht in diese mythen- und sagenumwobene Epoche - in die faszinierende Welt der Wikinger.

WO SIND DIE HÖRNER?

Die Wikinger trugen als Kopfschutz lederne Kappen. Helme aus Metall waren sehr selten. Es ist nur ein einziger aus dem Kerngebiet der Wikinger erhalten geblieben. 

Der Gjermundbu-Helm auf der Abbildung wurde in Norwegen gefunden. Er gehört zu der Gruppe der Brillenhelme. Sein Gesichtsschutz in der Form einer Brille gibt ihm seinen Namen. Falls die Wikinger Metallhelme trugen, sahen sie wohl meistens eher aus wie dieser Helm aus Mähren. Also ohne Hörner!

  • Wetzstein, Löddeköpinge, SE, Schiefer, 9.- 1 O.Jh. Lund Universitets Historiska Museum

WIKINGERSCHIFF-GRAFFITI

Der Wetzstein hatte schon ausgedient, aber für ein Gelegenheitsgraffito taugte er allemal. Ein Wikinger hat sich hier mit der Abbildung eines Schiffs mit Steuermann verewigt.

Vor den Eingangstoren des Lokschuppens wird der Besucher, mit großem Aufwand wurde das 17 Meter lange Originalschiff des Kinofilms „Wickie auf großer Fahrt“ vom Walchensee nach Rosenheim, überführt.

PRUNKVOLLE PRIVATYACHT

Im norwegischen Oseberg wurden im Jahr 834 zwei Frauen in einem kunstvoll verzierten Schiff bestattet.

Das Oseberg-Schiff lag in einem Lehmhügel und ist deshalb gut erhalten. Es war schlank, hatte geringen Tiefgang und war eher eine königliche Privatyacht als ein Kriegsschiff.

  • Modell des Oseberg-Schiffes Leihgabe W. J. Vroom
  • Modell des Oseberg-Schiffes Leihgabe W. J. Vroom
  • Modell des Oseberg-Schiffes Leihgabe W. J. Vroom

Die Ausstellung WIKINGER! lässt ein vielschichtiges, wirklichkeitsnahes Bild der Wikingerzeit entstehen und zeigt ehrenvolle Krieger, mordende Plünderer oder geschäftstüchtige Handelsreisende genauso wie starke Wikingerinnen, clevere Strategen oder LiebhaberInnen der schönen Künste. Ich wünsche Euch viel Spaß!

Wem das Thema zusagt, der findet Hilfe unter dem Lexikon